Aktualisiert am 22.04.2024

Dienstag, 13. April 2004

Harmonie und Spielfreude
Musikverein Röllfeld begeisterte zahlreiche Zuhörer

Klingenberg-Röllfeld. Manchmal sind Traditionen schön und alles andere als langweilig. Einen Beweis dafür liefert Jahr für Jahr das Osterkonzert des Musikvereins Röllfeld. Jahr für Jahr ist die Jakob-Hemmelrath-Halle geschmückt, Jahr für Jahr machen 40 Musiker - unter ihnen viele junge Akteure und mindestens ein Viertel junge Frauen - Blasmusik, die alles andere als traditionsbelastet ist und auch Blasmusikmuffel begeistern kann. Das war am Sonntagabend nicht anders, als die Röllfelder zum 28. Mal zu ihrem Osterkonzert einluden.
Mit Humor
Ebenfalls so wie immer in den vergangenen Jahren: Thomas Grein hatte die Moderation übernommen und unterhielt die Besucher mit einer Mischung aus humorvollen, kurzweiligen und dennoch informativen Texten. Im Zentrum die Musik. Auch da Tradition im besten Sinn: Erneut schwang Thomas Schmitz den Taktstock, wieder überzeugte er nicht nur mit seinem zurückhaltenden, souveränen Dirigat, er hatte erneut die neun Musikerinnen und 28 Musiker zu einer harmonischen Kapelle zusammengeschweißt. Wieder kamen die Vorzüge der Röllfelder mehr als zwei Stunden lang zur Geltung: das harmonische Zusammenspiel, die sicheren Einsätze und die flüssigen Übergänge, die vor allem die Medleys zu einem Vergnügen machten. Auch das Programm war so zusammengestellt, dass es jedem etwas bot: Zwei Märsche am Anfang und am Schluss bedienten die Traditionalisten, Mozarts Figaro-Marsch lieferte den festlichen Einstieg, der Blasmusik-Renner »Hoch-Heidecksburg« leitete zu den Zugaben über, stilvoll zu den »Alten Kameraden«, spätestens hier klatschten alle begeistert mit.
Auch ohne Geigen gelungen
Dazwischen gab es zeitgemäß arrangierte Blasmusik, mit der man nicht nur junge Leute ins Konzert lockt, sondern auch junge Musiker für den Verein gewinnen kann. Einschmeichelnd war die Interpretation von Johann Strauß' Walzer »Rosen aus dem Süden«, eine Komposition mit dem berühmten »Weaner Schmäh«, der auch ohne Geigen zustande kommen kann.
Überzeugende Solisten
Pointiert erklang der Ungarische Tanz Nr. 6 von Johannes Brahms, bevor die niederländischen Blasmusik-Komponisten das Feld eroberten. Ein Glanzlicht: Ted Huggens »New Baroque Suite« mit der majestätischen »Ouvertüre«, der getragenen »Air« und der rhythmischen »Fugueing Tune«. In dieser Mischung aus Barockmusik und Pop-Rhythmen überzeugten einige Akteure mit Soli. Tuba, Trompete und Klarinette hatten ihren Auftritt, schließlich griff auch Dirigent Thomas Schmitz zu seinem Sopran-Saxofon; er begeisterte mit seinem weichen Spiel. Schon lange ein gern gehörtes Beispiel für modere Blasmusik: die »Fantasy for Band«, die vor dem geistigen Auge die Weite des Wilden Westens entstehen lässt.
Schwungvoll und getragen
Ebenfalls überzeugend: die Potpourris und Medleys nach der Pause. Zunächst gab es den Kontrast zwischen schwungvollen Rhythmen und getragenen Melodien in Koen de Wolfs »Black and White«, dann konnten die Zuhörer ein Wiedererkennungserlebnis nach dem andern genießen: Phil Collins Hits der 80er Jahre wie »In the air tonight« oder »Another day in paradies« erklangen in einem Medley, Melodien aus James-Bond Filmen ließen Erinnerungen lebendig werden, in »Latin Celebration« erklangen Samba-Rhythmen.
Kein Wunder, dass die Zuhörer auch nach zweieinhalb Stunden noch zwei Zugaben erklatschen und damit Thomas Grein widersprachen, der in seiner Moderation Wilhelm Busch zitiert hatte: »Musik ist angenehm zu hören, doch ewig braucht sie nicht zu währen.«

Heinz Linduschka