Aktualisiert am 11.04.2024

Dienstag, 07. April 2015

Dudelsäcke im Osternest

Konzert: Black Pipers als Überraschungsgäste in Hemmelrath-Halle Röllfeld - Schwungvoll sinfonische Blasmusik

Röllfeld
Wenn der Musikverein Röllfeld alljährlich zu seinem Osterkonzert einlädt, dann wissen Liebhaber von Walzer und Polka, dass sie in den zwei Stunden genau so auf ihre Kosten kommen wie die Freunde schwungvoller Klassik in Blasmusikarrangements und die Fans sinfonischer Blasmusik.
Das war beim 39. Konzert am Ostersonntag nicht anders, und der 95-jährige Jubilar MV Röllfeld klang unter der sensiblen und engagierten Leitung von Thomas Schmitz jung und frisch wie eh und je. Das liegt sicher auch an der guten Nachwuchsarbeit der Röllfelder, die auch diesmal wieder junge Frauen als Debütantinnen im großen Orchester begrüßen konnten.

Jugend spielt Jackson-Medley
Das erste Wort hatte die 15-köpfige Jugendkapelle. Thomas Schmitz hat ein erfreulich harmonisches Ensemble geformt, das beim »Käfig voller Narren« genau so überzeugte wie beim Michael-Jackson-Medley. Bei »The Muppet Show Theme« beamten sie Kermit den Frosch, Miss Piggy und all die anderen Figuren mit so viel Schwung in die Halle, dass selbst Statler und Waldorf keinen Grund zum Meckern gefunden hätten.
Das große Orchester mit seinen 40 Musikern, darunter viele junge Frauen, bot die Mischung, wegen der die Halle beim Osterkonzert immer wieder bis auf den letzten Platz besetzt ist. Bei Klaus-Peter Bruchmanns Programmmusik waren die »Tanzenden Fontänen« fast mit Händen zu greifen, Brahms‘ »Ungarischer Tanz Nr. 6« gefiel mit Schwung und Präzision und Jacob de Haans atmosphärisch dichtes Klangbild von »Pasadena« verwandelte Röllfeld für Minuten in eine Nachbarstadt von Los Angeles.

Bei den Medleys gibt es immer ein kleines Problem: Nicht alle »Vorlagen« sind für die Blasorchesterbesetzung ideal geeignet. »Jesus Christ Superstar« beispielsweise klingt einfach im »Original« faszinierender und intensiver - und das lag sicher nicht an Schmitz und seinen Musikern. Das Udo-Jürgens-Medley dagegen und auch der stimmungsvolle Blues der Blues Brothers begeisterten in der Fassung der Röllfelder das Publikum restlos. Natürlich kamen auch die »Blasmusik-Traditionalisten« voll auf ihre Kosten, als die Musiker eine Polka Scharnagls stimmungsvoll zelebrierten und als Zugaben mit zwei Märschen die Zuhörer zum rhythmischen Mitklatschen animierten.

Im Schottenrock einmarschiert
Davor aber gab es noch einen überraschenden Höhepunkt des Konzerts. Unter intensivem Trommelklang und mit einem durchdringenden Dudelsackton, der Tote hätte aufwecken können, marschierten die drei Frauen und vier Männer der Black Pipers aus Aschaffenburg im Schottenrock zu »Scotland, the brave«, in die Halle. Sie provozierten Beifallsstürme, die auch bei ihren gemeinsamen Auftritten mit dem Röllfelder Orchester nicht abebbten.
Das letzte Wort hatten nach dem Vorsitzenden Dieter Berres die beiden Moderatoren. Die frische, witzige Helen Breunig und Christoph Becker hatten genau die richtige Mischung aus Information und kurzweiliger Unterhaltung gefunden, um das Konzert schlüssig abzurunden.

Heinz Linduschka