Aktualisiert am 11.04.2024

Samstag, 14. Dezember 2014

Schmerzlich schön und schnulzenfrei

Musikverein Röllfeld: Erfrischend lockeres Adventskonzert in Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Röllfeld. So unterhaltsam, so abwechslungsreich wurden Kirchenbesucher selten mit Musik auf das Weihnachtsfest eingestimmt! Die knapp 40 Instrumentalisten des Musikvereins Röllfeld zauberten eine Stunde lang Adventsstimmung in die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt.
Fast die Hälfte des Orchesters bestand aus der Jugendkapelle. Auch das sorgte sicher dafür, dass viele Jugendliche den Weg in die Kirche gefunden hatten.

Kraftvoller »Herkules«
Die Röllfelder Musiker unter der sensiblen und souveränen Leitung von Thomas Schmitz begeistern immer wieder durch ihre klaren Einsätze, den überzeugenden Ensembleklang und ihr bruchloses Changieren zwischen Pianissimopassagen und dynamischen Aufgipfelungen. Das kam ihnen schon beim einleitenden Marsch aus Händels Oratorium »Herkules« zugute, den sie kraftvoll, aber auch erfreulich differenziert interpretierten, bevor sie mit Jacob de Haans »Yellow Mountains« ein stimmungsvolles Tongemälde ins Kirchenschiff zauberten. Ähnlich souverän ließen sie das »The Glory of Love« in einen machtvollen Schluss münden.

Rockendes Röllfeld
Erfrischend klar und temperamentvoll: der Auftritt der Jugendkapelle »Rock’n Röllfeld«, ebenfalls von Thomas Schmitz geleitet. Mit Unterstützung von Gitarre und Schlagzeug konnte man spüren, wie begeistert die Zuhörer vom temperamentvollen und rhythmisch mitreißenden Vortrag der knapp 20 jungen Musiker bei »Mary’s Boy Child« und beim »Little Drummer Boy« waren - beide im exzellenten Arrangement von Kees Vlak.
Genau so überzeugend wie die Auftritte selbst war an diesem frühen Sonntagabend die Programmgestaltung des Adventskonzerts. Klassikfreunde kamen ebenfalls voll auf ihre Kosten, als zunächst Philipp Hessler an der Orgel alle Facetten des G-Dur- Präludiums von Nicolaus Bruhns technisch versiert zur Geltung brachte, die kühne Harmonik und die verschachtelte Rhythmik herausarbeitete und auch die schnellen Läufe präzise und ausdrucksstark zelebrierte. Man verstand nun, warum Johann Sebastian Bach so viel von diesem typischen Vertreter der norddeutschen Orgelschule hielt.

Schmitz greift zur Klarinette
Ein echter Ohrenschmaus wartete auf die Besucher, als Thomas Schmitz seinen Platz am Dirigentenpult verließ und mit seiner Klarinette den Weg auf die Orgelempore antrat. Dort ließ er im eleganten Zusammenspiel mit Hessler an der Orgel die fast schmerzlich schönen Klänge des Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert von 1789 durch die Kirche schweben und sorgte für einige Minuten intensivster Konzentration und fast andächtiger Stille unter den Zuhörern.

Weihnachts-Chaos
Dass Helen Breunig zwischen den Musikstücken eine spannende, witzige Geschichte rund um ein chaotisches Weihnachtsfest in mehreren Abschnitten vortrug, passte wunderbar zu diesem stimmungsvollen Konzert ohne jedes falsche Pathos und ohne störende Süßlichkeit. Der ideale Abschluss: Das Orchester rundete nach dem gemeinsam gesungenen »Tochter Zion« mit einem stimmungsvollen und musikalisch abwechslungsreichen Weihnachtsliedermedley das Adventskonzert schlüssig ab.

Heinz Linduschka