Aktualisiert am 11.04.2024

Dienstag, 2. April 2013

Moderne Blasmusik mit Harmonie, Schwung und Dynamik

37.Osterkonzert des Musikvereins Röllfeld sorgt für volle Hemmelrath-Halle


Röllfeld. Bei den Osterkonzerten des Musikvereins Röllfeld kommen seit 37 Jahren alle Freunde der Blasmusik auf ihre Kosten: die „Traditionalisten“, die sich auf Polkas, Walzer und Märsche freuen, werden im Lauf der zwei Stunden bestens bedient, vor allem aber ist in der frühlingshaft geschmückten Halle  symphonische Blasmusik vom Allerfeinsten zu hören, werden auch junge Musikerinnen und Musiker mit schönen Film- und Musicalmedleys angesprochen und sorgen schwungvolle Blasmusik-Arrangements aktueller Hits dafür, dass sich Alt und Jung unter den rund 300 Zuhörern zwei Stunden lang bestens unterhalten fühlen.

Kein Wunder, dass für die Röllfelder Kapelle, bei der seit 20 Jahren Thomas Schmitz den Ton angibt, der Begriff „Nachwuchsmangel“ ein Fremdwort ist. Gut 20 Mädchen und Jungen der Jugendkapelle bewiesen zu Beginn des diesjährigen Konzerts, wie harmonisch und technisch aufgefeilt sie bereits auftreten können und wie viel Dynamik sie auf der Bühne ausstrahlen. Glänzende Tempowechsel in John Williams Filmmelodien aus „Starwars“, „Jurassic Park“ und „E.T.“, ein geschlossener Ensembleklang in Sebregts harmonisch-zurückhaltendem Arrangement des Michael-Jackson-Hits „Heal the world“ und ein schmissiger Marsch „The liberty bell“ – Schmitz konnte die Qualitäten der Jugendkapelle eindrucksvoll präsentieren – auch wenn in den nächsten Monaten durchaus ein paar Blechbläser dazustoßen könnten, um den Klang noch abzurunden.

Ein reines Vergnügen von der ersten bis zur letzten Minute: das Spiel des großen Orchesters mit seinen rund 40 Akteuren – fast ein Drittel davon weiblich. Rasant und kraftvoll ging es „Auf in den Kampf“ mit der „Carmen“-Ouvertüre, im berühmten Schostakovitsch-Walzer vereinten sich Ensembleklang und Solopassagen in schönster Harmonie, während Schmitz bei den Melodien aus Morricones Italowestern die großen Qualitäten des Orchesters glänzend zur Geltung bringen konnte: hochkonzentriertes Musizieren, sanfte, „sahnige“ Übergänge, präzise Einsätze und beeindruckende Dynamik – alles gekrönt von stilvoll ausgewählten Filmbildern im Zelluloidstreifen-Rahmen.

Sicher eine unumstrittener Höhepunkt im an Höhepunkten reichen Osterkonzert: Kees Vlaks brillante Programmmusik „The New Village“, ein Stück für Blasmusik, das man schon oft gehört hat, an dem man sich aber kaum „satthören“ kann, wenn man die Augen schließt und die Melodien- und Rhythmenvielfalt auf sich wirken lässt, und ein Stück, bei dem die Röllfelder einen Vergleich mit anderen Orchestern nicht scheuen müssen.

Wer unter Schmitz’ Stabführung so nahtlos und fast spielerisch leicht die Übergänge zwischen oft gegensätzlichen Songs und Melodien bewältigt, der setzt zu Recht auf Medleys. In Böttchers „Winnetou-Melodien“ zauberten die Röllfelder Pierre Brice als Winnetou, Lex Barker als Old Shatterhand und Marie Versini als Nscho tschi in die Hemmelrath-Halle und boten musikalisches Breitwandkino mit dichter Atmosphäre – stilvoll gekrönt von Schmitz’ „Winnetou-Geste“. Die „Rock’n Roll-Explosion“ brachte gerade das „mittelalterliche Publikum“ in rhythmische Bewegung, als von der Bühne mit Schwung und Dynamik die Hits der 60er Jahre erklangen von „Blueberry Hill“ über „Tutti Frutti“ bis zum „Survin’ USA“. Fats Domino, Elvis und die Beach Boys sind eben auch heute noch längst nicht out. Dass Schmitz nicht nur ein hervorragender Orchesterleiter ist, sondern auch ein Solist, vor dem tatsächlich „kein Blasinstrument sicher“ ist, bewies er mit seinem virtuosen und ausdrucksstarken Solopart auf der Es-Klarinette in der „Micky-Maus-Story“, als er mit verblüffender Lautmalerei alle Gefühlsregungen der berühmten Maus in eindrucksvollen Tönen in die Halle zauberte.

Mit dem „Florentiner Marsch“ endete das offizielle Programm, dem nach lebhaftem Beifall natürlich die Zugaben folgten, bis schließlich mit dem Marsch „Zum Städel hinaus“ noch einmal die Blasmusik-Traditionalisten auf ihre Kosten kamen – und nicht nur die. Abgerundet wurde das rundum gelungene Osterkonzert des Musikvereins Röllfeld durch die Moderation von Marco Geis. Wenn der heuer seinen E-Bass zur Seite legte und zum Mikrophon griff, dann war schnell klar: Er hat den richtigen Mix zwischen Information und Unterhaltung gefunden und führt mit kurzweiligen Texten durch den Abend.

Heinz Linduschka